Die Demo war zu kämpferisch für Redebeiträge,
auf diesem Wege wird die veröffentlichung nachgeholt.
Liebe Gruppen aus dem Bündnis schickt mir gerne eure Redebeiträge.
Vorabend Demo in Lübeck |
Seit über einem Jahr befinden wir uns in einer Pandemie, welche die
Krise in der Pflege besonders deutlich macht. Es geht nicht um Formulare
die Monate der Bearbeitungszeit, sondern um Menschen die jetzt eine
Veränderung, brauchen! In der Pandemie geht es in den Krankenhäusern als
erstes immer noch um Profite statt um Leben! Zu den sowieso schon viel
zu vielen Aufgaben kommen nun unzählige Hygienemaßnahmen, die die Arbeit
mit den Menschen in den Schatten stellt und zu einem Geschäft mit dem
Kapital macht. Bereits vor der Pandemie war es Realität, dass Pfleger
und Pflegerinnen innerhalb von 6 Jahren total ausgebrannt und
arbeitsunfähig sind, oder die Branche wechseln. Mit Klatschen wurde auf
diese Situation aufmerksam gemacht, geändert hat sich wieder mal nichts.
Der Lohn ist zu niedrig, die Aufgaben kaum zu stemmen und das Personal
geht nach Hause mit dem Gefühl ihren Kolleg*innen Arbeit dagelassen zu
haben.
Jeden Tag das Gefühl zu haben nicht genug zu sein, ist nicht gesund für
die Person noch für ihre Beziehungen zu anderen Menschen. Ihnen wird die
Möglichkeit zum Streik gegeben, allerdings lastet die Verantwortung
über Menschenleben auf ihnen, sodass sollten sie streiken Menschen
sterben würden. Ihnen fehlt eine Lobby die ihre Interessen an ihrer
Stelle vertreten könnte. Diese Lobby müssen wir sein.
Obwohl es in der Theorie zwar Personalräte gibt, geht die
Personalratsarbeit von der knappen Freizeit der Kolleg*innen ab, die
eigentlich zur Erholung da sein muss. Der Personalmangel im Bereich der
Pflege ist seit Jahren allseits bekannt und wird nun auf die Spitze
getrieben. Es ist gängige Methode dass es weder Urlaubs-, noch
Krankheitsvertretung gibt, stattdessen müssen Kolleg*innen füreinander
einspringen. Aufgrund dieses Personalmangels werden Patient*innen
teilweise mit in den Betrieb eingegliedert solange sie dazu noch in der
Lage sind. So müssen Patient*innen teils auf ihre Zimmernachbar*innen
mit aufpassen, da ein Notfall sonst nicht bemerkt werden würde.
Eine Arbeit, die eigentlich Zeit und
Aufmerksamkeit für individuelle Belange und Tagesabläufe braucht, wird
in Form von Fließbandarbeit organisiert. Die Ressourcen in der Pflege
werden viel zu oft an den verfügbaren Betten und nicht an den
Pfleger*innen festgemacht. Es wird erwartet, dass eine Nachtschwester
für zwei ganze Etagen zuständig sein kann. Doch Krankheit kennt keine
Tages- und Nachtzeit. Von Verbesserungen bei der Bezahlung in der
Pflege, oder in der Organisation der Pflege, lässt sich auch weiterhin
nur träumen. Der Kampf für eine bessere Pflege ist ein Kampf bei dem wir
die Pfleger und Pfleger*innen nicht alleine lassen dürfen.
Wir wollen laut sein, wir wollen auf die Srtaße gehen, wir wollen streiken!
Der Streik wird in Deutschland nicht als allgemeines politisches und
wirtschaftliches Druckmittel genutzt, weil der politische Streik ja
verboten ist und man sich in Deutschland nunmal sehr gerne an Gesetze
hält und die Angst vor Repression zu groß ist. Auch die Gewerkschaften
unterstützen politische Streiks nicht.
Das Recht zu streiken wird einem nicht zugestanden, sondern muss erkämpft werden!
Ein anderes Gebiet auf dem sich die Krise besonders deutlich zeigt ist die Bildung mit ihrer sogenannten Notbetreuung.
Die sogenannte Notbetreuung ist theoretisch aber nicht in der praxis
umsetzbar, es sind zwar nicht alle Eltern „systemrelevant“ aber alle
brauchen Unterstützung. Solange alle zur Arbeit müssen, müssen alle
Kinder betreut werden. SO dass die Anzahl der Kinder in Kitas und
Schulen auch in der Pandemie nicht weniger geworden ist.
Betreuung und Bildung zuhause ist abhängig vom Bildungsgrad der Eltern
und bei weitem nicht überall möglich. Die Zeit, sprachliche
Möglichkeiten, Geduld und nicht zuletzt die finanziellen Möglichkeiten
sind nur einige der Faktoren die eine Betreuung zuhause mindestens
erschweren. Nicht alle haben Zugang zu einem Laptop oder überhaupt
Internet, wenn es denn ankommen würde. Viele Familien haben nicht die
räumlichen Möglichkeiten oder ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen wie
auch den Haushalt und müssen all diese Aufgaben unter einen Hut bringen.
Das alles geht nur auf Kosten der Gesundheit von Kindern und Eltern.
Und überhaupt: Was heißt hier eigentlich systemrelevant? Wenn man sich
anguckt wer systemrelevant sein soll, so stellt sich schnell heraus,
dass es vor allem darum geht, die staatliche Ordnung mit allen Mitteln
aufrecht zu erhalten. So werden zum Beispiel Ausgangssperren inzwischen
auch bundesweit installiert anstatt sinnvolle und effektive Maßnahmen
einzuführen.
Und auch die Entscheidung darüber wer systemrelevant sein soll, wird
vorgegeben. Menschen die das betrifft konnten an keiner
Entscheidungsfindung partizipieren. Communities werden nicht gefragt,
was für sie relevant ist. Und die umfassende Care-Arbeit wird mal wieder
ausgeklammert.
Was für die Gesellschaft und die Menschen notwendig, also relevant ist,
sollten die Menschen selbst entscheiden und nicht irgendeine Regierung.
Unsere Versorgung mit für uns relevanten Mitteln können wir selber viel
besser und effizienter regeln. Für ein selbstverwaltetes Leben, für
Autonomie wie auf der Straße, im Beruf und zuhause, egal wo! Unser
selbstbestimmtes Leben können wir uns nur selbst erkämpfen! Die Straße
wird uns nicht gegeben wir müssen sie uns nehmen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Was hast du dazu zu sagen?